Nachruf auf Nashorn Rapti: Abschied vom vorletzten "Einhorn"
Von Maximilian SchmidtHome, 14. November 2024, 16:19 Uhr
Der Tierpark Hellabrunn trauert um ein einzigartiges Mitglied: Das Panzernashorn Rapti ist am Donnerstagmorgen im Alter von 34 Jahren verstorben. Mit diesem Verlust endet eine Ära, denn Rapti war eine der bekanntesten und am meisten geliebten Bewohnerinnen des Zoos.
Eine lange Reise: Von Nepal nach München
Rapti, benannt nach einem Fluss in Nepal, kam 1990 als Waise nach München. Das damals noch junge Nashorn fand im Tierpark Hellabrunn ein neues Zuhause und wurde schnell zu einer der Attraktionen des Zoos. Mit ihrem massiven, ein Horn tragenden Kopf hob sich Rapti von ihren Verwandten, den Breit- und Spitzmaulnashörnern, ab. Während diese normalerweise zwei Hörner besitzen, ist das Panzernashorn durch sein einzelnes Horn und seine charakteristische Haut geprägt, die an eine Ritterrüstung erinnert.
Familie und Nachkommen
Rapti war nicht nur ein Star des Tierparks, sondern auch eine erfolgreiche Mutter. 2015 brachte sie ihr einziges Kalb, Puri, zur Welt. Dieser lebt mittlerweile im Zoo Basel und setzt die Linie seiner Mutter fort. Für viele Besucher war Rapti ein vertrauter Anblick – ihr Gehege lag prominent gegenüber dem der Tiger, und oft konnte man sie dabei beobachten, wie sie in ihrem Wasserbecken badete.
Abschied von einer Legende
Am Donnerstagmorgen wurde Rapti leblos aufgefunden. Die Tierpfleger und die Feuerwehr waren beteiligt, um das tonnenschwere Tier in einen Container zu heben und zur Pathologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) zu transportieren, wo die genaue Todesursache ermittelt wird. Der Zoo geht von einer natürlichen Ursache aus, da Panzernashörner in freier Wildbahn typischerweise ein Alter von 30 bis 40 Jahren erreichen.
Ein emotionaler Verlust für den Zoo
Für den Tierpark Hellabrunn und seine Mitarbeiter ist Raptis Tod ein schwerer Schlag. „Rapti war für uns ein außergewöhnliches Tier, er war ja seit 34 Jahren hier,“ sagt Zoo-Direktor Rasem Baban. „Einige unserer Tierpfleger sind praktisch mit ihm aufgewachsen.“ Diese Verbindung zeigt, wie tief die emotionale Bindung zwischen Tier und Mensch sein kann, selbst wenn es sich um ein so imposantes Wildtier wie ein Nashorn handelt.
Die Zukunft des Panzernashorns im Tierpark Hellabrunn
Mit Raptis Tod bleibt Niko, das männliche Panzernashorn, als letztes seiner Art im Tierpark zurück. Der Zoo plant jedoch, weiterhin Teil des internationalen Zuchtprogramms für Panzernashörner zu bleiben. Dieses Programm hat das Ziel, den Fortbestand der gefährdeten Art zu sichern, die durch Wilderei und Lebensraumverlust stark bedroht ist.
Ausblick und Einordnung
Der Verlust von Rapti erinnert daran, wie wichtig Artenschutzbemühungen in Zoos sind. Panzernashörner gelten in freier Wildbahn als gefährdet, und der Erhalt dieser Art ist nur durch intensive Schutzprogramme und Zuchtbemühungen möglich. „Wir werden Raptis Vermächtnis in unseren Bemühungen fortführen, das Bewusstsein für den Artenschutz zu stärken,“ so Baban.
Rapti hinterlässt eine große Lücke im Tierpark Hellabrunn und in den Herzen der Münchner. Sie war mehr als nur ein Ausstellungsstück – sie war ein lebendiger Teil der Zoo-Familie und wird vielen in Erinnerung bleiben.
Autorenprofil: Maximilian SchmidtHome
Maximilian SchmidtHome ist Tierjournalist mit Schwerpunkt auf Artenschutz und Wildtierforschung. Er berichtet regelmäßig über Neuigkeiten aus Zoos und Wildtierreservaten weltweit.